Angst vor Macht

oder Angst essen Seelen

Macht bezieht ihre Kraft aus den Legitimationsdefiziten der politischen und wirtschaftlichen Macht. Versprechungen sind auf das Niveau unmoralischen oder gar verbrecherischen Handels heruntergekommen. Es gibt nichts mehr aufzudecken. Damit ist es vorbei. Es liegt alles offen. Wir brauchen keine Skandalisierung, kein Entlarven. Die ungelösten Probleme liegen offen auf dem Tisch, zwischenzeitlich auch in den Medien nachlesbar. Währenddessen „machen die da oben trotzdem was sie wollen !“

Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche:  Die „Machtfrage“

Doch erst noch einen Blick auf Google:

Im Althochdeutschen, Altslawischen und Gotischen bedeutete das Wort Macht (got.: magan) so viel wie Können, Fähigkeit, Vermögen.

Macht wird im allgemeinen Sprachgebrauch oftmals dem Wortfeld des Begriffs Herrschaft zugeordnet.

Platon (ein griech. Philosoph): Die anscheinend Mächtigen seien in Wirklichkeit ohnmächtig, da sie nicht das tun, was eigentlich das Ziel jedes vernünftigen Strebens sei, sondern nur, was ihnen gerade als das beste erscheine; d. h., sie tun nicht, was sie eigentlich wollen.

Bewegung macht Macht !

Haben wir ein zu sehr einseitiges Verständnis von dem Begriff „Macht“ ?

„Einerseits sei festzuhalten: Die Stärke einer Bewegung macht Druck, und gibt ihr die Möglichkeit mächtig zu sein.“

„Andererseits wollen wir der Macht die Legitimität entziehen.“

Gewaltfreier Ohn-mächtiger Widerstand attackiert die Macht, ohne sie für sich zu wollen.

Denn! die vorherrschende Macht wirkt hilflos, weil sie dem Ohn-mächtigen Widerstand ihre Spielregeln nicht aufzwingen kann.

Macht kann sich nur verteidigen gegen Machtkonkurrenten. Gegenüber ohn-mächtigen Angriffen ist sie machtlos. Ohn-mächtiger Widerstand lässt sie so ins Leere laufen.

Keine Macht für Niemand !

Bürgerinnen-Parlament, einzuordnen in den historischen Marsch der Emanzipation

Emanzipation ?

Von was ?

Für wen ?

Für welche Ziele ?

Bleiben wir stehen an den Forderungen an „die da oben“ ?

Verharren wir im Widerstand im Zustand nur dagegen zu sein ?

Knüpfen wir wieder und abermals wieder an die historische Geschichte des Widerstands von unten gegen das, was die Politik, die Wirtschaft als Fortschritt der Demokratie präsentiert und was einzig die Gestaltung der Gesellschaft, der Welt der Lebensführung und Lebenszukunft im Dienst einer kleinen Minderheit ist ?

Dreht sich doch das Weltgeschehen im globalen wie hier im Lokalen einzig um Wachstum und Fortschritt….

Bertholt Brecht beschrieb das als Fortschreiten weg von der Humanität.

Wollen wir …

… den Staat, den Machtapparat, die Regierung zur Ordnung rufen ? (Systemimmanenz)

oder

ist es endlich an der Zeit einer grundlegenden Infragestellung von Macht (emanzipatorische Aufklärung und Ansätze) ?

Wo liegt die Gefahr der Vereinnahmung/fauler Kompromisse/Mediationsverfahren, Runder Tische etc, und „die da Oben ziehen es trotzdem durch“

Eine Ursache für ein Demokratiedefizit ist in der Interpretation des Grundgesetzes zu finden:

Dort wird im Art. 20 der Verfassungsgrundlage formuliert „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volk in Wahlen und Abstimmungen ausgeübt.“

Wo bleibt die sich selbst verfasste Gesellschaft, wo die eigene Vertretung durch sich selbst ?

Wird dem einzelnen die Macht d o c h zu erkannt, die durch das GG definiert wird, so z. B. auch wenn es um die elementare Bedrohung der Lebensgrundlagen geht.

Wir unterdessen delegieren, geben in Auftrag, und hoffen auf eine entsprechende Mehrheitsentscheidung.

Was bedeutet Macht für gewaltfreie Bewegung ?

Der Begriff der ‚Macht‘ wird häufig nur im negativen Sinne verwendet.

Gewaltfreie Macht ist nicht Dominanz, es ist die Macht zu sein und zu handeln.

Die Bewegung hat(te) die Hosen voll

Grundsätzlich: Widerstand-Ziviler Ungehorsam (ZUG) gehört zur Demokratie dazu und muss als Bestandteil der Demokratie gesehen werden.

Die Aktionsformen ZUG in der S-21 Bewegung hat ihr Ziel, das Projekt zu stoppen, n i c h t  erreicht – mangels Massenbeteiligung.

Oder ?

mangels innerer Macht. Wenn wir als Bewegung uns zu strikter Gewaltlosigkeit bekennen und dem entsprechend handeln, dann folgt konsequenter Weise daraus: Eine Kraft, die einzig in der Lage ist, der Macht die Legitimität zu entziehen.

Die S21-Bewegung hatte ihre eigene Kraft und ihre Macht nicht genutzt, zumindest nicht können. Und somit fasse sich auch jeder an die eigene Nase. Die Bewegung hat somit unter den Spiel-regeln der Macht mitgespielt, wenn auch, zugestandener Weise, unwissentlich.

Bürgerinnen-Konvent 06. April 2013

Mike Pflugrath, Vorbereitungs-Team Bürgerinnen-Parlament